Auch ein Zug der modernen Zeit ist es, jedwedes Fehlverhalten sofort als Krankheit anzusehen. Und damit einer teuren Heilbehandlung Vorschub zu leisten. Wer dachte je daran, schrumpelige Haut als pathologisch anzusehen? Aber flugs nannte man das Ganze "Cellulite" - und schon war ein Krankheitsbild geschaffen, das der Medizinindustrie viel Geld einbringt. Jedes Kind, das nicht "brav" ist, hat sofort ein Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom und bedarf chemischer Keulen. Bei jedem Negativerlebnis werden vorbeugend auch gleich einmal Antidepressiva verschrieben (wobei die anschließende Gewichtszunahme so manchen ziemlich deprimiert).

Und nun also die Raucher.

 

Oder will man den "krank" Genannten einen Grund liefern, die Gründe für das eigene Fehlverhalten woanders als bei sich zu suchen? Meint man, es damit den Betroffenen zu erleichtern, den Weg aus der Problematik zu finden? Wenn sie nicht schuld sind, dann können sie leichter damit umgehen und das Problem leichter angehen?

Glaubt man wirklich, das Nikotinproblem nunmehr in den Griff zu bekommen?

 

Der Griff zur Zigarette, ehedem als harmloses Vergnügen geselliger Menschen angesehen, kann nunmehr als unvermeidlich - weil suchtbedingt - bezeichnet werden, was es den Rauchern den Weg dazu ebnet, das Rauchen als vermeidbar zu sehen?

Klingt paradox.

 

Und ist es auch.

 

Wer nicht einsieht, daß das direkte Einbringen von Giften in den Körper nicht gut für denselben ist, wird kaum davon loskommen, weil er sich diesbezüglich als schlicht pathologisch betrachten kann. Ist nicht vielmehr zu erwarten, daß, wenn man einen Grund nennt, warum man keine Verantwortung für etwas trägt, ein gewisser Hang zum Phlegma zum Tragen kommen könnte?

Ich kann ja nichts dafür, also muß ich.

 

Und, wenn ich so darüber nachdenke: Das macht mich traurig. Und aufgeregt.

Jetzt brauche ich einen Glimmstengel, um mich zu beruhigen.

 

Die Sucht.

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