Neben dem archaischen Urtyp des Jägers (das ist der, der weit von seiner angestammten Höhle dem Wild nachstellt und sich dann erst nach einem geglückten Fisch- oder Mammutzug den Wanst vollfrißt) gibt es noch den Sammler. Das ist die Art Weichei, die statt sich den wilden Tieren zu stellen, lieber ständig leicht jagbare Beeren und Früchte an und in sich bringt. Letzterer lebt aus ernährungstheoretischer Sicht gesünder, aber aus Sicht des Abenteurers aber erheblich langweiliger.
Höhlen gibt es nicht mehr, sogar Mammut und Säbelzahntiger sind aller Stärke zum Trotz ausgestorben (wären sie es nicht, würde ihnen die moderne Zivilisation sicher bald den Garaus machen).

Aber den Sammler gibt es immer noch.

Er hat allerdings den Kreis der Objekte seiner Begierde erheblich erweitert. Denn sammeln kann man alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Von Überraschungseiern über Etiketten von Weinen über Bierfilze und spucktüten aus Flugzeugen hin zu Tieren aller Couleur und aller Materialien sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Diese Tiere sind zwar nicht wild, aber damit ist der Sammler auch gleichzeitig ein wenig Jäger. Er geht nämlich weite Wege, um auf Flohmärkten und bei Entrümpelungsaktionen und in Trödelläden seine Leidenschaft zu befriedigen. Den Sammler hat das Jagdfieber gepackt.
Wobei der moderne Typ des Sammlers sich wieder in seiner Höhle eingräbt und diese Wege im Internet geht, virtuell vom Sessel aus. 

In tausenden Jahren nichts dazugelernt.

Allerdings hebt das den Marktwert von Müll ungemein. Denn Gegenstände, die man früher in die Tonne geworfen und hierfür noch mehr Abfallgebühren gezahlt hätte, kann man heutzutage bei eBay verscheuern. Und erhält dafür noch unglaublich viel Geld. Es gibt kaum etwas, das irgendwo auf der Welt nicht noch ein Wahnsinniger gebrauchen könnte. Es gibt kein noch so nutzloses Ding, auf das nicht irgendwo auf diesem Erdenrund irgend so ein Schmock schon lange gewartet hätte. Es mag sich um kaputte und zerschlissene Ware handeln, irgendwo schläft ein Erdbewohner schlecht weil er ohne diesen dämlichen Gegenstand nicht mehr leben möchte. Ein paar Klicks auf das Hinterteil einer Maus, ein kleiner Gang zur Post, und schon ist dein Keller leerer und dein Bankkonto voller. Die Umwelt freut sich, der Empfänger freut sich, du freust dich, wie ist die Menschheit bloß so lange ohne die Koexistenz von Sammlern und Internet ausgekommen.

Aber fange bloß nicht an, selbst etwas zu sammeln.

Es mag dich glücklicher machen, ganze Keller anderer Zeitgenossen leerer und deren Bankkonten voller. Aber dazu muß man auch einen geeigneten Partner haben. Der etwa Frösche in allen Größen, Farben, Formen und aus allen möglichen Materialien genauso dekorativ findet wie du. Der genauso gerne all diese Staubfänger vom Staube befreit und Leben, Wohnung und Bankkonto mit all diesen Mistdingern teilt. 
Und wenn nicht: Dann muß du hart sein.

Denn heutzutage darf man nicht gleichzeitig Sammler und (Überraschungs-)Weichei sein.
 
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