Es kommt immer wieder, es gibt kein Entrinnen: Im Fernsehen sind wir umzingelt von schier endlos wirkenden Serien. In sich abgeschlossene Folgen, die ohne absehbaren Schluß aneinander gehängt werden, gestalten den Abend der Nation. Hätte man in den 60er Jahren gewußt, was auf unschuldige Probeläufe solch kümmerlicher Serien wie "Daktari" und "Bonanza" folgen würde, wir hätten uns wohl alle stärker von den amerikanischen Vorstellungen von Unterhaltung abgekoppelt.
Wobei im Mutterland des Serienwahns anders ferngesehen wird.

Meist läuft die Glotze dort nur autark, ohne, daß jemand zuschaut, gewissermaßen als belebendes Hintergrundgeräusch.

Längst hat man sich an Werbeunterbrechungen und unmittelbare Wiederholungen der Szene vor der Unterbrechung gewöhnt. Es gibt sogar Menschen, die die eingeblendeten Lacher nicht stören. Wann man wohl auf die Idee kommt, in Thrillern Angstschreie und in Dramen Heulen und Schluchzen vermeintlicher Zuschauer einzublenden? Wann wird man wohl bei Überraschungseffekten Laute des Erstaunens und beim glücklichen Ende solche der Erleichterung hören?
Kommt sicher alles noch, damit man nicht unnötig der Handlung folgen muß.

Manchmal hat man das Gefühl, Serien zielten offenbar darauf ab, den Menschen das Denken abzugewöhnen.

Dennoch lieben Menschen die Serien, weil sie wohl so etwas wie Sicherheit ausstrahlen. Man gewöhnt sich an Gesichter und Namen und die Marotten der Akteure und holt sich so Woche für Woche wieder Gewohntes in seinen Wohnraum. Das Gewohnte wird selbst Teil der Wohnung, gehört gewissermaßen im Laufe der Zeit zum Inventar. Es ist, als würde man die Hauptdarsteller selbst kennen, schließlich wohnt man ihnen in allen möglichen Situationen bei, sogar in den intimen Momenten des Lebens.
Und wer, wenn nicht ein wahrer Freund, läßt einen so nahe an sein Leben herankommen.

Keine Rolle spielt hierbei, daß der Intimus hierbei nur eine Rolle spielt.

Und die Serien sind dank verbesserter Meinungsforschung immer besser auf die Bedürfnisse bestimmter Adressaten zugeschnitten. Von der frustrierten Hausfrau bis zum pubertierenden Noch-nicht-Mann, vom aufstrebenden Yuppie hin zum absterbenden Sozialhilfeempfänger, jede Zielgruppe hat auf sie speziell erdachte Konzepte, die im allgemeinen auch aufgehen. 
Und nur wenigen geht ein Licht auf, daß hier zum Teil die Intelligenz als Eigenschaft nicht derart hoch bewertet wird.

Daß die meisten Serien einem auf den Geist gehen sollten, so man einen hat.

Aber in einer Fernsehwelt, in der die Heidi Klums und Dieter Bohlens das Sagen, Pöbeln oder Piepsen haben, kann man vermutlich nicht viel erwarten. Schließlich wollen auch die Werbepausen mit Filmmaterial unterbrochen werden.
Und die Werbepausen sind zuweilen angenehm, unterbrechen sie doch unrealistische Fiktion durch unrealistische Fiktion.

So verschmelzen Unterhaltung und Konsum immer mehr zu einem Ganzen, werden eins miteinander und dem Zuseher, bis man nicht mehr weiß, was was ist. Die stete Wiederholung höhlt den Stein, wenn man dieselbe Handlung immer wieder präsentiert bekommt, gewöhnt man sich allmählich an diese und meint, das müsse so sein. 
Aber ist das tatsächlich so: Muß das so sein?

Nur, wenn es alle zulassen. Und wenn man die am Ruder läßt, die es zulassen lassen wollen. 
 
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