Sicher, Weihnachten mag in den Augen Vieler zu einem allzu sentimentalen Kitschfest verkommen sein. Aber das ist es nur, wenn man es zuläßt. Wenn man sich auf Lichterketten und Geschenkkrieg einläßt. Wobei es das ist, was die meisten Menschen, gerade junge, darunter verstehen: Man geht gezwungenermaßen zu seiner Familie, ißt viel, bekommt viel geschenkt und geht danach mit den Kumpels zum Saufen.
Aber gesungen wird nicht, mitgemacht wird nicht. Gedichte sind doch was für Idioten. Und Geschichten erst.

Weihnachten scheint nur materiell zu sein, bar jeglicher Werte.

Ist das das Weihnachten, das wir unseren Kindern mitgeben? Eine Geschenkeschlacht, inmitten einer Welt, die ansonsten nur aus Videospielen, Alkohol und Fernsehen besteht. Kein Gefühl für Weihnachtslieder, die nicht nach Klingelton klingen. Kein Gemeinschaftsgefühl, das nicht auf Promille gegründet ist. Keine Erinnerung an Kerzenschein und Bratenduft, sondern eine gleichförmige Kette an nervigen Familienstreitigkeiten, die man seelisch man erleichtert und materiell mit neuem Elektronikschritt verließ. 
Wann ich was bekommen habe, weiß ich nicht mehr.

Ist auch nicht wichtig, Hauptsache, ich habe es.

Wer kann noch ein schlichtes, deutsches Weihnachtslied singen? Man kennt Refrains aus amerikanischem Swing-Gedudel. Man kennt Weihnachtsparties: Feiern, die nur zufällig gleichzeitig mit Weihnachten stattfinden. Man kennt Weihnachtsmänner, gespielt von berühmten Hollywood-Größen und Filme, die nach großen Explosionen in einem rührseligen, glücklichen Ende versinken. 
Und die jedes Jahr im Privatfernsehen wiederholt werden.

Man verfolgt amerikanische Weihnachtsbräuche, ohne die eigenen kennenzulernen.

Aber es gibt noch Hoffnung. Aus Kindern werden selbst Eltern, die sich irgendwann der Sinnlosigkeit eines Weihnachtsfestes bewußt sein werden, das nichts zu bieten hat als Materielles. Und sich bei der Großelterngeneration erkundigen wird, mit welchem Sinn man das sinnentleerte Fest beleben könnte.
Vielleicht.

Vielleicht gibt man aber auch nur die eigene Leere an seine Nachkommen weiter.

 
Zurück zu Home