Wir alle sind es gewohnt zu warten. Man wartet in Vorzimmern von Ärzten (insoweit sind wir alle Vorzimmerdamen oder -herren). Wir warten, bis die Farbe trocknet (was ich als Maler durchaus spannend finden kann). Oder wir warten, bis es Feierabend ist. Oder Ferienzeit. Oder Frühling wird. Oder auf den Anruf von "ihm" oder "ihr". Wir warten geduldig oder nervös mit den Beinen wippend. Wir warten gelassen in der Zahnarztpraxis und angespannt auf Prüfungsergebnisse.

Man wartet seine Fahrzeuge (oder kann diese sogar warten lassen)

 

Aber auf die Wahl des Papstes warten? Und vor allem: Auf dem Petersplatz? Im strömenden Regen? Warum nicht im Warmen? In dieser Zeit, in der es sogar eine Webcam für den Kamin mit den Abgasen aus der Sixstinischen Kapelle gibt, erfährt man vor Ort auch nicht eher, wer denn nun der halben Christenheit vorstehen wird. Alle Ohren und Augen scheinen momentan darauf gerichtet zu sein, wer Oberhaupt der katholischen Kirche werden wird.

Klar, wenn man sich für die Religionsszene interessiert, mag das von einem gewissen Nachrichtenwert sein. 

Aber mit Schirm in Vatikanstadt auf weißen Rauch zu hoffen, erscheint durchaus seltsam. Wie Kinder, die die Ankunft des Christkindes nicht abwarten können. Allerdings war damals wenigstens fix, wann denn die Geschenke (denn das war der Grund, weniger der religiöse Hintergrund) unter dem Christbaum liegen würden. In Rom gibt es keine Geschenke, jedenfalls sind auch vom neuen Papst eher keine zu erwarten. Also warum wird da gewartet? Meint man, damit den Prozeß der Postenschcherei hinter abgeschirmten Toren beschleunigen zu können?

Und die Wahl dort kann auf sich warten lassen.

 

Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht.

 

Und ohne Hochrechnungen ist man fast auch ein wenig hilflos. Und man darf ja selbst gar nicht mitwählen. Man ist den Kardinälen bedingungslos ausgeliefert. Und wartet im Regen. Und wartet. Bis zum Wochenende soll die Wahl entschieden sein. 

 

Wetten kann man auch auf den nächsten Papst. Wenn man da nur nicht auf´s falsche Pferd setzt. Und man sitzt ja nicht einmal. Man steht. Sich die müden Beine in den Bauch.

Ich liege hier in meiner Liege und denke: Wartet nur.

 

Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt.

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