"Deren Glauben möchte ich haben", meinte mein alter Religionslehrer und meinte damit die Zeugen Jehovas. Allerdings: Hat das wirklich etwas mit Glauben zu tun? Oder ist das nicht eher Fanatismus? Wer geht schon zu den Zeugen Jehovas, wenn er nicht verzweifelt ist oder sich zumindest in einer ernsten Lebenskrise befindet. Und dann findet eine umgehende Überwachung statt. Man muß vieles und darf wenig, schon gar nicht mit Menschen außerhalb der Sekte. Alles wird kontrolliert und jede Lebensäußerung kritisch beäugt. 
Man hat schließlich nur noch mit Zeugen Jehovas Kontakt und blendet die Welt außerhalb völlig aus.

Daß man dann gläubig lebt, ist nicht weiter schwer.

Aber es ist auch ein Leben in Angst. Alle Kontakte zu Andersgläubigen sind abgebrochen, wie wollte man sich auch in deren Welt noch zurechtfinden, so ganz auf sich allein gestellt?
Zudem läßt das die Gruppe nicht zu.

Abtrünnige werden gemieden, auch das wird kontrolliert.

Glauben aber, der nicht in Kontakt tritt zu anderer Meinung, der reift nicht. Und hat auch keinen Bestand, wenn er in einer Diskussion einmal wirklich gefordert wird. Wenn nicht die eintrainierten Muster heruntergeleiert werden. Wenn es nicht nur darum geht, den Wachturm zu verteilen, eine Tätigkeit, die nach meiner Beobachtung wenig Resonanz in der Allgemeinheit findet. Von Tür zu Tür zu gehen, immer zu zweit, weil man dann sich auch gegenseitig festigen und bestätigen kann, ist auch nicht wirklich offen.
Deshalb sind die Zeugen auch gefürchtet.

Man sollte sich bloß nicht auf einen Disput einlassen.

Weil man sie nicht mehr loswird. Wenn sie loswerden, was sie zu sagen haben. Das trägt zudem zur Isolierung bei. Eine Gesellschaft außerhalb und in der Gesellschaft, die die Gesellschaft nicht wegen pluralistischer Meinungen sucht.
Sondern ausschließlich, um zu bekehren.

Aber, wie gesagt: Dazu muß man verzweifelt genug sein.
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