Partielles Desinteresse an etwas, was einen selbst interessiert, wird von so manchem, der sich gar nicht vorstellen kann, daß man sich nun überhaupt nicht für sein Spezialgebiet interessieren könnte, als allgemeines Desinteresse ausgelegt. Dabei interessieren sich viele Menschen für irgend etwas, nur nicht gerade für das, was einen selbst brennend interessiert. 
Wollte man es allen Recht machen, man müßte sich für alles interessieren.

Und das wegen des Umfangs auf so manchem Gebiet ausschließlich.

Das ginge nicht. Zudem haben sich die meisten Zeitgenossen im Laufe ihres Lebens etwas auserkoren, auf was sie ihre Energie, ihre Zeit und auch ihre Konzentration richten. Das mögen für Außenstehende so wenig schillernde Topoi wie Briefmarken oder Trachten sein, für die Betroffenen selbst ist es die ganze Welt.
Entsprechend sieht die Welt mancherorts aus.

Klein und überschaubar, vor allem aber sicher in ihrer Berechenbarkeit.

Dann gibt es aber Themen, für die sich eigentlich alle interessieren sollten. Da wäre der Umweltschutz, der alle angeht, der auch zunehmend die Menschen bewegt, der aber noch lange nicht in das Bewußtsein aller gedrungen ist. Auch die Energieversorgung, die Rentenversorgung und die wirtschaftliche Lage betrifft grundsätzlich alle Bürger. 
Dann natürlich das manchmal als Globalisierung stigmatisierte Zusammenrücken der Völker; dies zum einen elektronisch über die neuen Medien, aber auch ganz tatsächlich: Denn sie bleiben nicht dort, wo sie herkommen, sondern wandern auch hier, in unsere kleine Welt ein, die Fremden und Fremdartigen, mit ihren Gebräuchen, Ansichten, Sprachen und Stilen.
Wo vorher noch puristische Dorfidylle angezeigt war, tummeln sich nun Menschen, deren Hintergrund sich so sehr von dem althergebrachten Hintergrund unterscheidet, daß den Althergebrachten Angst und Bange wird. 

Was wird aus der eigenen Folklore und dem Dialekt, aus der eigenen Kultur und Kunst, wenn andere Lebensentwürfe so vehement in den kleinen Lebenskreis eindringen?

Und um einen herum leben noch viel mehr von diesen Menschen, die kein Bier trinken und für die ein Schweinsbraten nicht das Höchste ist. Und, wie die Jugend so ist, sie empfindet das nicht als Nachteil, nein, sie saugt die Neuerungen durstig auf und kleidet sich anders, spricht anders und will anderes essen (wobei man gerne verkennt: Das  hat Jugend schon immer ausgezeichnet).
Aber keine Sorge.

Was man selbst nicht will, das muß man nicht annehmen.

Man kann, aber gezwungen wird keiner. Aber man sollte halt nicht den Anspruch haben, daß alle anderen es gefälligst genauso so handhaben müssen, wie man selbst. Denn jeder entscheidet selbst, was er vom Fremdartigen gut findet und in sein eigenes Leben integriert, da sollte man sich auch nicht von anderen hineinreden lassen, nur, weil diese angeblich die Tradition mit Löffeln gefressen haben. Wobei man auch sehen muß, daß die bayrische Sprache und Kultur ausreichend stark ist, sich gegen andere Einflüsse zu behaupten. Sollte sie es eines Tages nicht mehr sein, fragt sich, ob sie es dann wert war, verteidigt zu werden. Aber sie hat schon mehr überstanden als ein bißchen Europa, etwa ein bißchen Asien und auch schon ein bißchen Afrika und sehr viel Amerika.
Wobei es eher diejenigen sind, die sich durch ein allgemeines Desinteresse auszeichnen, die bei solchen Themen den Nationalstolz herauskehren. 

Man interessiert sich im Grunde für nichts, ist aber massig stolz darauf.

Solchen Menschen beizukommen, ist schwer. Die beste Haltung ist wohl, sie überhaupt nicht zu beachten, ausrichten können sie ohnehin wenig, dafür hat ihre Stimme zu wenig Gewicht (man verwechsele das nicht mit Lautstärke).
Wie rät die bayrische Tradition in solchen Angelegenheiten: Das ignoriere ich nicht einmal.

Die höchste Form bayrischer Mißachtung.
Bayrisches Desinteresse. 
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