Lehrer sind nicht allzu hoch angesehen in unserer Gesellschaft. Das ist schade, denn sie üben eine überaus wichtige Funktion aus, indem sie die Kinder miterziehen und vor allem bilden. Die Bildung unserer Kinder ist das Kapital unserer Nation von morgen. Kaum ein Berufsstand allerdings ist soviel Häme und Vorurteilen ausgesetzt wie die armen Pädagogen. Zum einen meinen viele, Lehrer würde man nur aus Faulheit, weil diese nur vormittags arbeiten müßten und über unbändig viel Urlaub verfügen würden. Immer wieder wird in den Medien auch über Lehrer berichtet, die sich erfolgreich vor der Arbeit drücken würden.
Halbtagsjob mit 3 Monaten Ferien im Jahr.

Ein Skandal angesichts leerer Kassen, daß Lehrer Kasse machen statt Klasse.

Allerdings liefern Lehrer auch Steilvorlagen zu diesem Bild. Der Kontakt mit Vertretern dieses Berufsstandes untermauert so manches Klischee, wonach den Rest des Tages nicht Unrecht haben kann, wer vormittags immer Recht hat. Wer je einen Disput eines Lehrers hatte, der weiß, von was ich rede. Auch sieht man Kinder von Lehrern leiden und leidet mit ihnen, teilweise aber auch unter ihnen ("Lehrers Kinder, Müllers Vieh, geraten selten oder nie"). Der Lehrerberuf ist auch derjenige, der am öftesten deutlich vor der Pensionierung mit einem vorzeitigen Ruhestand endet, meist aus psychischen Gründen. Es scheint, daß kaum ein Berufsstand den Aufgaben so wenig gewachsen ist wie der der Lehrer. Wenn man dann noch liest, daß Lehrer in aller Regel Abiturienten mit schlechterem Notendurchschnitt werden, ist die Phalanx der Vorurteile komplett.  
Warum sind Lehrer anscheinend so ungenügend auf die Praxis, den Umgang mit zuweilen schwierigen Kindern vorbereitet?
Liegt das allein an den Kindern oder orientieren sich zu viele an naiven Vorstellungen, die meinen, an einer Schule arbeiten zu können?

Werden Lehrer nicht nach pädagogischen, sondern allein unter fachlichen Gesichtspunkten ausgewählt?

Ich selbst habe angenehme Erinnerungen an meine Lehrer, das waren überwiegend engagierte Herrschaften, denen ich durchaus etwas zu verdanken habe. Man hat sie als Respektspersonen akzeptiert und sie haben im Gegenzug Wissen und auch ein wenig Weltanschauung vermittelt. Haben sich die Kinder derart gewandelt, daß nunmehr das Verhältnis Lehrer - Schüler angespannt ist und unter diesen Spannungen vor allem die Psyche der Lehrer leidet? Aber warum haben sich nicht mit den Zeiten auch die Lehrpersonen gewandelt; versucht man, mit dem Lehrerbild von gestern die ausufernden Probleme von heute unzureichend zu lösen? 
Liegt es alles am System oder haben auch die Lehrer Anteil am schlechten Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich?

Zwar weisen die Medien immer wieder auch auf vorbildliche Lehrer hin, aber diese Vorzeige-Erzieher gehen unter in einem Wust aus augenscheinlich unfähigen Pädagogen, die zudem nicht willens sind, sich entsprechend dem Leitbild für Pädagogen zu engagieren. Sie geben auf angesichts einer immer aggressiveren und auch zunehmend besser bewaffneten Kinderschar. Inzwischen wird auch das Internet als buchstäblich weit reichende Waffe im Kampf gegen die Lehrpersonen eingesetzt. Und auch eine veröffentlichte Notenvergabe gibt es, unter anderem in skurrilen Fächern wie "Sexfaktor" oder "Nervigkeit". Klagen dagegen wurden überraschenderweise abgeschmettert, das es sich bei diesen absurden Abqualifizierungen um Meinungskundgabe handeln würde.
Die Lehrer können sich dies nicht zu eigen machen, indem sie eigene Portale im Netz öffnen und dort ihre Schützlinge subjektiv an den virtuellen Pranger stellen.

Waffengleichheit sieht anders aus.

Lehrer könnten allerdings - zuweilen wird dies auch probiert - mit Engagement und Kompetenz auf die Bedürfnisse ihrer Eleven eingehen und diesen durch Sympathie und Interesse den Wind aus den Segeln nehmen.
So weit will man aber wohl nicht gehen.

Schließlich sind Kinder bekanntlich unschuldig, also muß die Misere an den Lehrern liegen. Wobei angesichts der Finanzmisere angemessen kleine Schulklassen wohl für lange eine Utopie sein werden. Und es kann weder am Ministerium, noch an dem seit Jahrzehnten bewährten Schulsystem liegen, wonach man sich in Deutschland schon immer ganz vorne im internationalen Vergleich wähnte.

Demgemäß hat man den Lehrer auch längst allenthalben als Buh-Mann erkoren, wenn es darum geht, den Schuldigen zu finden. Eltern suchen die Schuld am Versagen ihres Sprößlings zu allerletzt bei sich und sind selten gewillt, mäßige Zensuren zu akzeptieren. Zur Not schaltet man den Schulrat ein, an der eingeschränkten Aufmerksamkeit oder gar Intelligenz der eigenen Nachkommenschaft kann es jedenfalls nicht liegen. Schließlich muß das eigen Fleisch und Blut jedenfalls auf die Realschule, möglichst auf das Gymnasium, um sich nicht schon in der fünften Klasse alle beruflichen Chancen zu verbauen.
Dann bliebe nicht einmal mehr der Beruf als Lehrer übrig.

Und das wäre dann doch eine Katastrophe. 
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