Das ist es, was dem tristen Deutschland fehlt: Sonne, Strand und gute Laune. Und natürlich das südländische Flair, den die mediterranen Männer verbreiten: Leidenschaft, Feuer und Temperament. Das hört man zumindest von Frauen, die das Pech haben, mit deutschen Buchhaltern (nur ein Beispiel) verheiratet zu sein (warum eigentlich: Im vereinten Europa ist es doch nicht schwer, einen feurigen Italiener zu ehelichen) oder auch von teutonischen Männern, die sich durch die Latin Lover an die Wand gedrängt sehen, wenn es gilt, das Ideal eines Mannes an dieselbe zu werfen (wahlweise: an dieselbe zu klatschen).
Wer gibt schon "deutscher Normalo" als Traumvorstellung an, wo es doch dunkel gelockte Casanovas gibt, die einem das erkaltete Liebesleben auf Vordermann bringen könnten?

So zumindest die Klischees.

Warum existiert dieses abgedroschene Bild vom leidenschaftlichen Papagallo, ist es eine Urlaubslaune? Warum träumen soviele Frauen von rassigen Machos, die einem den Himmel auf Erden versprechen und darunter das Heimchen am Herd verstehen? Warum schwärmen soviele Damen von südländischen Männern, die noch echte Männer sind, frei, hart und ungebunden, während sie im heimischen Domizil ihre echten Männchen zwingen, im Sitzen zu pinkeln? Glauben sie wirklich, sie könnten einem Südländer sein Stehvermögen abgewöhnen?  
Zudem: Gibt es ein Paradies auf Erden ohne Schattenseite?

Trenne dich mal von solch einem leidenschaftichen Frauenbeglücker, dann weißt du, was Stalking auf italienisch heißt.

Vielleicht kommt  die Vorstellung, die südliche Sonne würde das Leben leichter oder zumindest aufregender machen, daher, daß man die von dieser beschienene Gegend gewöhnlich dann zu sehen bekommt, wenn man Urlaub hat. Wenn man entspannt ist, Zeit hat und nicht arbeiten muß. Wenn man das Abenteuer vom Alltag bewußt sucht und sich allzu weit weg vom grauen Zuhause wähnt.
Wobei man Urlaub üblicherweise auch nicht in den Teilen Italiens macht, in denen man knietief im Müll steht; wo keine großen Fabriken stehen, in denen die gegelten, braungebrannten Schönlinge unter der Woche am Band stehen und sich genauso dreckig machen wie der deutsche Normalo in deutschen Fabriken.
Ferienanlagen betonen im allgemeinen nicht die Seite Italiens, die einen an die Schattenseite des eigenen Heimatlandes erinnern würde.

Daß auch in südlicheren Gefilden die Scheidungsraten hoch sind (warum lassen sich italienische Frauen eigentlich von solchen Supermännern scheiden?), daß es dort auch regnet und auch Arbeitslosigkeit gibt, blendet der Urlaubshorizont des Touristen (oder besser gesagt: Der Touristin) schlicht aus. 
Die Illusion, etwas Exotik zu erreisen, soll doch gewahrt bleiben.

Für zwei Wochen im Jahr leben und davon die übrigen 50 Wochen zehren und träumen.

Noch größer als das Mysterium, warum deutsche Frauen sich derartig unrealistische Vorstellungen von italienischen Männern machen, ist aber dieses Gefühl der deutschen Männer von Unzulänglichkeit angesichts des südländischen Zerrbildes von einem Kerl. Woher stammt diese Profilneurose, man sei dem Latino-Männchen im Geschlechterkampf hoffnungslos unterlegen? Wo man doch in aller Regel auch eine Dame findet, die die Bettstatt und auch gelegentlich den Tisch mit einem teilt, vielleicht sogar dauerhaft? Und dann schlagen sie noch die Fußball-Nationalmannschaft im eigenen Land, sie sind uns hoffnungslos überlegen.
Und was sagt die Dame von Welt (naja, nicht von Welt, aber wenigstens von Deutschland), wenn sie diese Zeilen liest?

Du machst dir zuviele Gedanken. Sei doch mal locker.
Die Südländer, die sehen das halt gelassener. 
Nimm dir an denen mal ein Beispiel.

Gern. Aber welches? 
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