Sich Gehör zu verschaffen, ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Sich auszutauschen, mit anderen Menschen zu kommunizieren, das ist wichtig und nicht zuletzt dieser Blog entspringt diesem Urbedürfnis nach sozialem Kontakt. Das ist aber nicht immer leicht.

Nicht für diejenigen, die stumm oder taub sind; auch diese haben ihre Möglichkeiten (und sind meist sehr beredt, wie man sich im Umgang mit Tauben oder Stummen überzeugen kann). Nein, die Rede ist von all jenen Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund, für die deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Kein Problem, sagt da so mancher, die sprechen halt besser russisch oder türkisch, um einmal ein paar Klischees zu bedienen. Aber dazu bedarf es Menschen, die auch diese Sprache sprechen. Und sich nur an diese zu halten, führt in der Praxis zu einer Entwicklung, die einer Ghettoisierung gleichkommt. Russen kennen nur Russen, lernen außerhalb dieses Kulturkreises niemanden kennen und bleiben unter sich.

Ist das sinnvoll?

Integration - welch großes Wort - funktioniert meist über Sprache. Wer dazu gehören will, der muß, zumindest in Ansätzen, dieselbe Sprache sprechen. Und daß die Möglichkeit besteht, nicht nur über das viel beschworene Wetter zu reden. Man will sich doch - zumindest nach einiger Zeit der Eingewöhnung - auch über tiefschürfendere Themen austauschen, über die Gefühlslage, über die eigene Befindlichkeit, darüber, was einen bewegt, was man mag und was man nicht mag. Was man zu bestimmten Themen denkt, politisch oder als allgemeine Weltanschauung. Dafür muß man über die entsprechenden Mittel verfügen.
Ein paar Brocken Deutsch reichen dafür nicht.

Dazu muß man schon ein wenig in die Tiefen der an und für sich schönen und ausdrucksstarken deutschen Sprache eintauchen.

Woher aber soll man es lernen, wenn nicht mit einem gesprochen wird, wenn einem hier geborene Deutsche nicht vorsprechen, wie man bestimmte Dinge ausdrückt, einen Sprichwörter und Redewendungen durch schlichte Verwendung lehrt? Sprachkurse allein genügen hierfür nicht. Denn wahres Lernen von Sprache erfolgt nicht in der Schule,sondern durch schlichtes Sprechen im Alltag, Ausprobieren und Nachahmen. Nach einem Sprachkurs kann man vielleicht nach dem Weg zum Bahnhof fragen.
Aber so oft wird man kaum verreisen.

Gerade imKopf geht es gerade darum, hier zu bleiben. Und zwar nicht isoliert.

Diese Isolation muß man überwinden, und zwar in beide Richtungen. Die Bereitschaft der Migranten, die Sprache zu erlernen, gerade, wenn man dauerhaft hierbleiben will. Aber auch die Überwindung von Vorurteilen den Migranten gegenüber, die leider immer noch stark vorhanden sind.
Ein Teufelskreis, der durchbrochen werden muß, will man die Migranten auch der zweiten und dritten Generation nicht dauerhaft desintegrieren.

Die gegenseitige Sprachlosigkeit muß in beide Richtungen überwunden werden.

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