Was der kleine Kulturpessimist in mir längst vermutet hat, nun ist es Wirklichkeit geworden: So manches Ding, das das Leben erleichtern oder verschönern soll, wird weniger oder gar nicht des Inhaltes, sondern allein der Form wegen gekauft. Großbildfernseher mit "Hade" verleiten dazu, nicht mehr Sendungen und Filme ihres Inhaltes wegen zu sehen, sondern der Hochauflösung ihrer Bilder. Ob da nun Landschaften oder Industrieruinen gezeigt werden: Hauptsache, der Schwarz-Weiß-Abgleich ist sehr kontrastreich und die Tiefenschärfe und der Detailreichtum ist überdurchschnittlich.
Man liebt nicht mehr die Geschichte, die Schauspieler oder auch nur die Atmosphäre eines Films.

Sondern allein entscheidend ist, daß die technische Umsetzung der Bildauflösung hochwertig ist.

Das gibt es im übrigen auch im "Heifi"-Bereich. So hören fanatische Besitzer hochwertiger Anlagen, bei denen einzelne Komponenten schon den Preis eines Mittelklassewagens erreichen, mitunter nur Testplatten. Man kauft also erlesene Qualität nicht, um zu Hause vielleicht eine Konzerthalle für Beethovens Neunte zu haben, sondern allein, um niedrigem Klirrfaktor und hohem Frequenzspektrum beizuwohnen. Was man da hört, ist völlig belanglos, Hauptsache, es lotet die Möglichkeiten seiner Anlage aus.
So weit sind wir schon: Kunst nur noch der Technik wegen zu genießen.

Fühlt man dabei nicht zumindest eine gewisse Beunruhigung?

Klingt das nur in meinen Ohren, sieht das nur in meinen Augen bestürzend oberflächlich aus? Nicht auf der Suche nach der Wahrheit, sondern im Genuß an der reinen Form ohne jedweden Inhalt verhaftet, die zumindest so tut als ob.
Form ohne Inhalt ist hohl.

Und setzt sich dem Verdacht aus, daß man sich darin wiedererkennt. 
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