Zuhause
22 Apr. 2023Schon vor Jahren fiel mir auf einer Party auf, dass viele davon sprechen, nicht mehr zuhause zu wohnen, weil sie nicht mehr in ihrem Elternhaus ihr Quartier bezogen haben. Ich meinte dazu, ich wohne immer noch zuhause, nur eben nicht mit meinen Eltern zusammen. Dann brach der geballte Volkszorn über mich zusammen, offenbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Statt die Merkwürdigkeit dieser Sichtweise zu sehen, fühlten sich die anderen auf den Schlips getreten: Sie wollten doch nur sagen, dass sie nicht mehr unter den Fittichen ihrer Eltern stehen. Aber warum mit dem Ausdruck: Ich wohne nicht mehr zuhause? Ich wohne nicht mehr daheim?
Fühlt man sich nicht zuhause, wenn die Eltern nicht mehr mit einem unter einem Dach leben?
Das ist doch ein verblüffendes Phänomen, das tief blicken lässt: Zuhause scheint nur da zu sein, wo man nicht selbständig und eigenverantwortlich sein Dasein fristet, sondern Kind ist, wo einem gesagt bekommt, das man zu tun und zu lassen hat. Prüfen Sie bitte ehrlich, ob Sie diese Diktion auch teilen.
Kind ist man immer, erwachsen ist man nur für die Steuer und am Steuer.
Doch ich bin glücklich da, wo ich schlafe, esse, schreibe und wo meine Gitarren meiner Frau im Wege stehen.
Ich bin der Michael - und da bin ich daheim.