Nichts ist langweiliger als der Schnee von gestern. Oder etwa doch? Wobei mir so einiges einfällt, was noch weniger interessant wäre. Zudem liegt der Schnee von gestern schon. Das heißt, er fällt nicht erst herunter und muß mühsam von den Gehwegen geräumt werden. Er ist nicht Matsch auf den Straßen und versteckt dein Auto unter einer anonymisierenden Schicht. Auch kann man sich besser auf die Witterung einstellen, wenn sie schon eingetreten ist und nicht gerade erst vom Himmel fällt. Der Schnee von gestern unter der strahlenden Sonne von heute ist außerdem ein schönerer Anblick als heutiger Schnee unter grauem Schneehimmel. Wie glitzert Schnee im Sonnenlicht, wie dunkel macht Schnee, der gerade erst frisch vom Schneehändler auf den glatten Boden der blanken Tatsachen fällt.
So hat eben jeder seine Vorliebe an Zeit.

Sachen von gestern können gleichzeitig aktuell und abgeschlossen sein.

Denn wenn der Schnee liegenbleibt, ist er noch aktuell und sieht prächtig aus, aber der Vorgang des Schneegetöbers, mit dem der liebe Gott ihn auf die Erde bringen läßt, ist lästig und versperrt die Sicht. In einer Schneekugel sieht das romantisch aus, auch beim Blick aus dem Fenster, wenn man im Warmen sitzt. Wenn man aber unterwegs ist, zur Arbeit muß oder zum Einkaufen, dann sieht das Ganze schon ungemütlicher aus. Im besten Fall steht man im Stau, weil nicht jeder Autofahrer im Winter mit Schnee rechnet (Woher auch, hat doch noch nie geschneit zwischen Herbst und Frühling). Im ungünstigsten Fall fährt dir so ein Sommerreifler noch in die Seite, weil man ja das Recht hat, jederzeit und auch im Winter, Schneegestöber und Blindflug hin, Glätte und Rutschpartie her, schnell zu fahren. 
Freie Fahrt für dumme Bürger.

Wann wird's mal wieder richtig Sommer?

Wenn der Schnee von vorgestern zum Schmelzwasser von gestern wurde. Und man Schneekristalle nur geschmackvoll in einem Eisbecher bekommen kann.
Aber das ist heute noch Schnee von morgen. 
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