Früher war es gang und gäbe (im wahrsten Sinn, was Gänge anbelangt), daß Räder einen so genannten "Rücktritt" eingebaut hatten. Man konnte so auch mit den Pedalen bremsen. Heute haben Radfahrer die Bremsen nur noch in der Hand, als Handbremse, mit den Füßen wird heute nicht mehr die gebremst.

Da hat man einen "Freilauf".

 

In der Politik ist das anders.

 

Da scheinen gerade Ministerposten einen eingebauten Rücktritt zu haben. Und in der Politik scheinen sie das auch selbst nicht mehr in der Hand zu haben. In der Politik wird auch oftmals "mit den Füßen" abgestimmt, ob ein Minister auf die Karrierebremse treten muß.

Ja, sie hat keinen Lauf, schon gar keinen Freilauf, die CDU. Nach von und zu Guttenberg, Köhler, Wulff ist nun auch Schavan ein Fall für die freie Wirtschaft. Um nicht zu sagen: Im freien Fall, weil abgewirtschaftet. Ach ja, um Roentgen (oder wie hieß der Anti-Atom-Minister noch?) nicht zu vergessen.

Der wurde trotz seines Namens gar nicht durchleuchtet, wie die ausgeschiedene Bildungsministerin?

 

Soviele Rücktritte kennt man ansonsten nur noch von der FDP.

 

Klar, man kann sich den wohlverdienten Ruhestand mit ein paar Aufsichtsratsposten versüßen. Und auch die Pensionsansprüche sollen ja leicht überdurchschnittlich sein (zur Not muß man mit Hartz IV aufstocken). Ein neues Gesicht ziert das Kabinett und so wurde aus manchem Kabinettsstückchen schnell Schnee von gestern. Die Öffentlichkeit hat kein langes Gedächtnis (anders als so manche Universität).

Und man geht zur Tagesunordnung über.

 

Aber ein Rücktritt schockiert dann doch: Nach Jahrhunderten tritt nun erstmals wieder ein Papst zurück. Ohne von der Presse oder seinen Wählern (also den Kardinälen) dazu aufgefordert worden zu sein. Er sei aus gesundheitlichen Gründen überfordert. Da nimmt noch jemand seinen Posten ernst. Er hat sich auch nicht viel zuschulden kommen lassen. Hat die Kirche im Dorf gelassen (wo sie eigentlich hingehört) und auch sonst an der wunderbaren Tradition der Kirche, allem voran der Intoleranz, eisern festgehalten. Aus Kreisen (oder muß es heißen: Aus "Greisen"?) der Amtsträger wurde die Christenheit schon als "verfolgt" angesehen, weil man offenbar unter Verfolgungswahn leidet. Auch dies eine alte Tradition, Andersdenkende zu verfolgen. Worunter diese allerdings mehr zu leiden hatten.

Nun sind wir also nur noch diesen Monat lange Papst.

 

Ich war gerne Papst, wie geht es Ihnen?

 

Irgendwann wird wieder weißer Schall und Rauch aufsteigen und es wird heißen: Wir sind Papst. Auf lateinisch. Oder auf italienisch. Oder auf ghanaisch oder gar nigerianisch. Besitzer von Autos, die einmal irgendein Kardinal gefahren haben, bekommen jetzt schon feuchte Augen, während sie sich schnell ein eBay-Konto einrichten. Die Fernsehsender kleben eifrig Archivmaterial zusammen, um einen Nachruf auf einen noch lebenden Papa vorzubereiten.

Und dann gibt es ein neues Gesicht an der Kirchenfront.

 

Aber sonst bleibt, wie auch in der Politik, wie immer alles beim Alten.

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