Die Spendenbereitschaft steigt. Obwohl es etwas kostet, werden gerade vor Weihnachten alljährlich Millionensummen an karitative Zwecke gespendet (und, um einen Kalauer zu bemühen: Immer mehr Bäume spenden Schatten und auch Seifenspender scheinen kontinuierlich zuzunehmen).

Aber in einem Bereich, der den Spender eigentlich nichts kostet, nimmt die Spendenbereitschaft stark ab: Im Bereich der Organspende.

 

Obwohl der Körper nach dem Tod sinnlos in der Erde verrottet, wenn er nicht überhaupt verbrannt wird, geizen die Menschen zu Lebzeiten mit ihren Organen auch für einen Zeitpunkt, zu dem es ihnen eigentlich einerlei sein kann. Zwar mag auch die Angst dahinter stecken, bei einem Zweifel, ob man wirklich schon tot ist, der Zweifel zugunsten der Organspende allzu leichtfertig ausgeräumt werden könnte.

Wesentlich aber dürfte der jüngste Skandal sein, der die Verteilungsgerechtigkeit in Frage gestellt hat.

 

Will man mit seinen sterblichen Überresten einen reichen Scheich retten, aber ein todkranker Normalbürger stirbt stattdessen? Wobei: Kann einem das eigentlich nicht auch völlig egal sein? Hauptsache, man rettet einen Menschen. Wer weiß, ob der Mitmensch, der nach der Liste eigentlich "dran" gewesen wäre, ein Sympathieträger gewesen wäre. Das mag ein hartherziger Geizhals sein, der seinen Mitmenschen nur zur Last fällt. Ein Tunichtgut, der wenig zum Wohl der Allgemeinheit beiträgt. 

Aber kann es darauf ankommen?

 

Lieber verrotten meine Organe in der Erde, als daß ich damit jemanden, den ich ohnehin nie kennen lernen werde, rette? Und meist stehen ja auch noch andere Schicksale hinter dem Unglück: Der des Organs Bedürftige hat Verwandte, hat enge Freunde, die um sein Leben bangen. Hat Kinder oder Eltern, deren ganzes Glück oder Unglück mit dem Schicksal des Todgeweihten verbunden ist. Diesen im Stich lassen, nur, weil die Verteilung möglicherweise nicht "gerecht" ist, erscheint wenig menschenfreundlich.

Was ist in diesem Zusammenhang überhaupt gerecht?

 

Sollte der gerettet werden, der noch am längsten zu leben hat? Der der Gemeinschaft am besten dient (was ist in diesem Zusammenhang das "Beste"?)? Der dem Tode am nächsten steht? Der am längsten gewartet hat? Oder ist dann nicht jeder, der eines Spenderorganes bedarf, gleich zu behandeln?

Organe sind ein kostbares, weil seltenes Gut.

 

Wir sollten wir unsere Entscheidung, nach unserem Tode wenigstens noch jemandes Leben zu retten, doch nicht von tagesaktuellen Geschehnissen abhängig machen.

Soviel humanitäre Hilfe leisten die wenigsten von uns.

 

Dabei ist es so einfach.

Und kostet nichts. 

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