Jedes Jahr um diese Jahreszeit, zuweilen auch später oder früher wird über den Winter geklagt. Über den Schnee. Über die Räumdienste, die diesen Namen zu Unrecht trügen. Über die Kälte, über die Kosten, die das alles verursachen würde.

Warum eigentlich?

 

Warum nimmt man nicht einfach die Gegebenheiten hin?

 

Dahinter steckt wohl der Anspruch des modernen Industriemenschen, daß rund um die Uhr und das Jahr die Verhältnisse gleich sein müssen. Wie bei den amerikanischen Burgerbratern, bei denen auch die Produkte weltweit immer gleich schmecken. Über all das gleiche Fernsehprogramm und Internetangebot. Wie bei Obst und Gemüse, die man schon seit langem zu jeder Jahreszeit irgendwo aus der Welt importieren kann. Während unsere Großeltern sich noch mit dem Saisongemüse begnügt haben, will man nun jederzeit alles zur Verfügung haben. 

Auch das Wetter.

 

Also bitte nur Sonne, aber auch nicht zu heiß (sonst muß man im Hochsommer über die unerträgliche Hitze jammern).

 

Hat es nicht auch etwas Tröstliches, daß die Natur doch allen Errungenschaften der Zivilisation zum Trotze doch noch die Oberhand hat? Daß uns allen das auch zeigt: Das mit der immerwährenden Umweltverschmutzung mag dann doch irgendwann ernstliche Folgen zeitigen. Wobei man vor diesen wie auch vor dem unausweichlichen Klima gerne seine Augen verschließt. 

Was, es ist Winter und ich kann nicht Auto fahren, wie ich will?

 

Ich lasse mir doch nicht vom Wetter vorschreiben, wie ich zu leben habe.

 

"Macht Euch die Natur untertan", dieses Motto nehmen auch Nicht-Christen zum Teil allzu wörtlich. Man will auch trotz Schneestürmen keinerlei Einschränkungen in seinen Gewohnheiten. Will schnell von A nach B, ohne auch "B" zu sagen, wenn man schon "A" nicht gesagt hat. Daß Vieles Konsequenzen hat, auf die man keinen Einfluß hat, will man gar nicht erst wahrhaben. Daß man auch sonst in seinem Leben mannigfach fremdbestimmt ist, klammert man vollkommen aus. Ob im Beruf unter der Leitung der Firmenspitze, in einer Partnerschaft, die man nicht leben kann wie ein Alleinstehender, ob als Elternteil, den nun einmal Pflichten treffen, ob im Verein, wo auch nicht jeder nach seinen eigenen Regeln spielen kann, so ist das auch mit dem Wetter, auf das der Einfluß noch kleiner ist. Einen Arbeitsplatz kann man kündigen, aus einem Verein kann man austreten, eine Partnerschaft kann man beenden (wenn man so blöd sein will), aber statt der Natur kann man nicht eine Alternative erschaffen. Bitte nicht dieses Wetter, wir demonstrieren für ein anderes, wir, die Wutbürger. Man kann zwar in eine andere Gegend ziehen, aber unbestätigten Gerüchten zufolge gibt es auf Erden kaum eine Gegend so ganz ohne Wetter. Mag es andernorts wärmer sein, aber dann ist es dort vermutlich im Sommer deutlich heißer und schweißtreibender als hier.

Etwas zu meckern gibt es immer, wenn man es darauf anlegt.

 

Und wie sagte ein Bayrischer Philosoph: "Besser schlechtes Wetter als gar keines" (Karl Valentin). Die Binsenweisheit, es "gäbe kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung" sag' mal jemandem ins Gesicht, der ein Grillfest geplant hat und nun im Tornado die Gäste bittet, ihr Barbe-Que doch bitte gemütlich im Südwester zu genießen (ohnehin ein Satz, der vermutlich von der Industrie für teure Funktionswäsche als Werbemaßnahme erfunden wurde).

Aber, sei es wie es sei: Man kann das Wetter ohnehin nicht ändern.

 

Man kann es entweder hinnnehmen.

Oder dagegen ankämpfen und neben den Unannehmlichkeiten noch erhebliche Wut entwickeln.

 

Was ist wohl ratsamer? 

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