Lernt die Menschheit dazu? Manchmal möchte man es glauben, wenn man etwa an das Umwelt denkt. Neue Dämmethoden für Häuser, Recycling allerorten und auch Katalysatoren in Autos als Standard. Dann aber denkt man daran, wie sehr der Anteil von wiederhergestelltem Altpapier gesunken ist - in den 80ern des vorigen Jahrhunderts war graues Schreibpapier eigentlich Pflicht, jetzt es sogar bei so etwas Profanem wie Klopapier eher die Ausnahme - oder daß nach wie vor spritschluckende Ungetüme auf den Straßen als erstrebenswert gelten.

Und auch bei der Atomkraft scheint es diesen Prozeß zu geben.

 

Da scheint man erst nachzudenken, um dann viel wieder zu vergessen.

 

Wie groß war der Schrecken unmittelbar nach Tschernobyl - die Älteren werden sich dunkel erinnern. Die Grünen und die "Atomkraft? Nein, danke!"-Buttons wurden beliebt. Während letztere aber in letzter Zeit kaum noch zu sehen waren, setzen sich erstere immer öfter auch an den Tisch mit Gegnern, die sie früher nie akzeptiert hätten und unterstützen in Koalitionen deren Umweltschweinereien, den Arbeitsplätzen oder wirtschaftlichen Erwägungen zuliebe.

Allerdings hatte man den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen.

 

Dies allerdings wurde aus fadenscheinigen Erwägungen wieder rückgängig gemacht. Tschernobyl war lange her. Harrisburg oder Sellafield auch. Lucens sagt kaum jemandem etwas. Außerdem stellte man das als Ausnahmen, Ergebnis veralteter oder nicht-westlicher Technik oder auch weniger schlimm als es schien dar.

Also gute Chancen, daß das Volk schweigt und duldet.

 

Erst kommt das Fressen, dann keine Moral mehr.

 

Aber jetzt schmelzen in einem hochtechnisierten Land die Kerne und die Menschen schmelzen vielleicht hierzulande nicht mehr so dahin, wenn von Seiten der Politik die angeblichen Vorteile der Atomkraft in höchsten Tönen gepriesen werden. Schon jetzt wird allerdings schon das Bemühen spürbar, sich schon gegen eine Debatte überhaupt zu wehren, die Segnungen der Atomkraft schon in Frage stellen zu dürfen.

Man fürchtet, deshalb Wahlen zu verlieren.

 

Mehr befürchtet man aber nicht.

 

Ich befürchte dennoch: Auch diesmal wird die Politik schnell vergessen. Und setzt darauf: Auch der Mensch vergißt schnell. Ob es die Gräueltaten der Nationalsozialisten waren ("nicht alles damals war schlecht, nur zum Teil schlecht gemacht"),  Negatives aus der Vergangenheit ("die guten, alten Zeiten") oder eben die Unfälle in Kernkraftwerken.

Vergiß' es.

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