Man fragt sich durchaus, nach welchen Kriterien eigentlich Kandidaten ausgewählt werden. Allein nach ihrer Qualifikation? Oder auch danach, daß sie dem Chef nicht gefährlich werden könnten? Allein nach dem Werdegang oder auch danach, von einer Stelle wegbefördert zu werden, wo sie dem Chef gefährlich geworden sind?

Der beste Mann für die Stelle.

 

Oder die erstbeste Stelle für den Mann.

 

Das fragt man sich auch bei der Kür der Anwärter auf den Posten des Bundespräsidenten. Da muß einfach jemand her, die Stelle muß besetzt werden. Leider kann man an ihr nicht sparen, nicht mal dadurch, daß man die Wiederbesetzung ein wenig hinauszögert. Weil nach 30 Tagen das Provisorium von Grundgesetzes wegen ein Ende haben muß.

Aber wer?

 

Und warum gerade der?

 

Die zweite Wahl, Herr Gauck, scheint erste Wahl zu sein: Kompetent, redegewandt, mit einer Botschaft und Idealen. Die erste Wahl dagegen scheint ein Notbehelf zu sein: Aalglatt, stromlinienförmig, noch nicht mit einer eigenen Meinung aufgefallen. Was also hat Frau Merkel an Herrn Wulff gestört, daß er nun ins Spiel gebracht wird? Keine Meinung zu allem hat Frau Merkel selbst, vielleicht sah sie darin die Gefahr, irgendwann in ihrem Nichtstun gefährdet gewesen zu sein. Ein Mann, noch dazu mit besserer Frisur, davor muß man sich als Frau hüten.

Aber gleich Bundespräsident?

 

Hätte es nicht gereicht, den Kandidaten nach Brüssel zu schicken, wo er die Bürokratie unterstützen kann?

 

Wir freuen uns schon auf nunmehr zwei Neujahrsansprachen ohne aktuellen Zeitbezug. Wir freuen uns schon auf repräsentativen Stillstand der Politik. Wir freuen uns schon auf jemanden, der allen paßt und keinen stört.

Bei Herrn Gauck hätten wir uns vielleicht noch ein wenig mehr gefreut.

 

Aber der stört offenbar keinen, wo er jetzt ist.

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