Eine echte Gewinn-Gewinn-Situation: Man produziert Kleidung in Zweidrittelwelt-Ländern, wo die Löhne niedrig sind. Dort haben die Menschen Lohn und Brot, hierzulande sind die Stofflichkeiten nicht so teuer. 

Schiebt zumindest der zynische Gewinnler vor.

 

Und wir kaufen und freuen uns: Hurra, ein T-Hemd für nur 2,99.

 

Das hat aber auch andere Seiten. Nie war so unmittelbar spürbar, daß der noble Westen auf Kosten des Armut in fernen Landen lebt, wie beim Einsturz einer Fabrik in Bangladesh. Doch, vielleicht beim Brand einer Fabrik kürzlich in Indien (lang ist´s her, nur die sehr viel Älteren werden sich erinnern). Aber das sind Marginalien. Sie werden jedenfalls nicht bewirken, daß man sich dem Billigheimern verschließt. Und dieses Sich-Verschließen muß man sich auch erst einmal leisten können.

Nur für ein gutes Gewissen teuer einkaufen, was Bangladesch und Indien in noch mehr Armut treibt?

 

Wer rechnen kann, aber nicht mitfühlen, der leistet hier Widerstand.

 

Immerhin setzt sich beim Fleischkonsum inzwischen ein wenig die Erkenntnis durch, daß der westliche Karnivore dem Rest der Welt ihr Futter wegfuttert, weil das Futter seines Futters importiert wird. Oder gleich an Ort und Stelle der nativen Bevölkerung die Nahrung wegißt. So werden aus 9 bis 16 Kalorien pflanzlischer Nahrung eine Kalorie fleischlicher. Und auch in der Fleischindustrie wird inzwischen billig und billiger produziert. Die Anzahl der Lebensmittelskandale mehrt sich. Die Fleischfresser schlucken das. Egal, Hauptsache viel und preiswert. Vegetarisch ist etwas für Weicheier (und die sind nicht mal etwas für Veganer).

Aber es werden immer mehr. Und auch das Angebot in Restaurants für Vegetarier steigt und steigt.

 

Ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

Wie geht es jetzt im Kleidungssektor weiter? Hierzulande haben Billigsthersteller keine Chance mehr? Oder abhaken, ausklammern, verdrängen? Da Geiz geil ist und Ethik moralinsauer, wird es wohl wie immer auf Letzteres hinauslaufen. Schließlich folgt Kleidung nicht dem Gewissen, sondern dem Geltungsdrang, dem Modediktat (wobei dennoch Viele Modeanalphabeten sind, weil sie offenbar die Zeichen der Zeit nicht lesen können) und nicht zuletzt dem Gruppendruck. 

Mein Beitrag ändert ja doch nichts.

 

Aber das sagt jeder. Und das betrifft damit auch jeden. Ob man sich daran mißt, daß man auf Kosten Anderer lebt oder auf Andere Rücksicht nimmt, auch, wenn sie weit weg leben (und sterben), das muß jeder mit sich selbst ausmachen.

Und, sofern man an eine Bilanzierung höheren Ortes glaubt, daran wird man vielleicht auch eines Tages gemessen werden.

 

Ob da das Kostenargument gut ankommt, bleibt abzuwarten.

 

Insofern könnten erhöhte Kosten zu Lebzeiten sich lohnen. Und so zu einer echter Win-Win-Situation führen: Hier für Bangladesch, Indien und andere Zweidrittelwelt-Länder und ihre Bewohner. 

Andernorts für einen selbst.

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