Fußballernst

Wer tatsächlich noch an die Unschuld des Fußballs (nicht Spiel - Fußball ist schon lange kein Spiel mehr, sondern bierernst) angesichts des Geldes, das damit gemacht wird, glaubt, der hat seinen Glauben spätestens jetzt vollständig verloren. Wie kann man allen Ernstes einem Land wie Katar eine Weltmeisterschaft übertragen? Ein Land, das über kein einziges weltmeisterliches Stadion verfügt und auch mangels geeigneter Spieler noch nie an einer Endrunde teilgenommen hat (jetzt aber drei Spiele garantiert wurden)?

Jetzt muß man dort gleich ein Dutzend Stadien bauen.

Die, wie man lesen muß, nach dem Ereignis gleich wieder abgebaut werden.

Sollte man die zwölf Neubauten nicht einfach im Kreis anordnen, damit man sich die weiten Anfahrtswege spart? Die Materielien werden dann für andere Bauten verwendet. Wie man sieht, glaubt man in diesem Lande selbst nicht daran, daß mit der Weltmeisterschaft der Fußball gefördert werden würde.

Aber was dann?

Die Hitzeunempfindlichkeit der Spieler?

Da die Spiele allesamt mitten im arabischen Sommer stattfinden, werden die Spieler wohl dazu verdonnert werden, sich allein innerhalb der Klimaanlangen-Zonen aufzuhalten, fern aller Anhänger und der Realität. Wobei Schlachtenbummler ohnehin dünn gesät sein dürften: Wer kann sich schon den Luxusstandard eines Scheichs in einem der reichsten Länder der Erde leisten? Das dürfte Herr Blatter gut kalkuliert haben, denn dann wird er nicht von Anfeindungen von unten in seiner Ruhe gestört.

Wenn man ihn nicht ohnehin vorher vom Hof jagt.

Denn die absolutistische Herrschaft der FIFA hat ein Maß erreicht, daß man sich kaum noch gefallen lassen kann.

Wäre es nicht an der Zeit, eine alternative Weltmeisterschaft aus der Taufe zu heben, in der wieder der Sportsgeist und nicht der Ungeist der Vermögensmehrung im Vordergrunde steht? Ein frommer Wunsch, der kaum in Erfüllung gehen wird.

Denn dazu bietet Fußball einfach zu viele Verdienstmöglichkeiten.

Geld regiert die Welt. König Fußball ist auch nur ein Untertan.