Ein guter Journalist wäre ich wohl nicht geworden. Insbesondere, wie man jemanden befragt, ist mir schleierhaft. Man will ja etwas wissen. Und nicht nur vorbereitete Antworten abnicken. Sondern jemanden auch aus der Reserve locken und ihm so manche bittere Wahrheit jenseits des gewollten Selbstbildnisses entlocken. Aber man will den Interviewten auch nicht gleich vergraulen und somit die Quelle der Information durch zu forsches Vorgehen allzu schnell zum Versiegen zu bringen.

Wie hält man da eine gesunde Balance?

 

Gleichzeitig Vertrauen aufzubauen, um es dann durch Enthüllung etwaiger Geständnisse gleich wieder wissentlich zu mißbrauchen. Den Finger auf die Wunde legen, aber die Wunde dadurch nicht zum Schmerzen oder gar entzünden zu bringen. Ein Journalist muß beharrlich sein und auch den Wllien haben, nicht nur Hofberichterstatter zu sein. Wie aber verhindert man, zur Persona non grata zu werden, wenn man nicht nur die Schokoladenseite der Menschen übermittelt?

Ist es eine reine Frage der Technik, wie man fragt?

 

Man kann es kaum beurteilen, denn oftmals ist das, was man in der Zeitung liest, kaum aneckend. Und vorsichtige Kritik fällt kaum ins Gewicht, wenn sie auch bei empfindlichen Betroffenen (und gerade kleinkarierte Menschen neigen zum Mimosentum) oftmals Abkehr vom Schreiber zur Folge hat. 

Der hat mich zu loben, sonst ist er bei mir unten durch.

 

Auf diese Art und Weise gräbt der Reporter sich selbst das Wasser ab.

 

Allerdings entpuppt er sich dann immerhin nicht nur als Wasserträger, der anderen das Wasser nicht reichen kann. Die kochen zwar auch nur mit Wasser. Aber lasse ich es nur plätschern oder komme ich gleich mit der großen Flutwelle?

Wie gesagt: Ich wäre kein guter Journalist.

 

Ich würde meine Gesprächspartner wohl alle vergraulen. 

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