Aus was wird nicht alles ein Sport gemacht. Allerdings fragt sich, ob Schachspieler wirklich auch Zerrungen erleiden, wenn sie sich nicht vorher warm machen. Auch deutet der Motorsport zart an, daß es der Motor ist, der dort den Sport übernimmt. Das mag man auch vom Pferdesport annehmen.
Und nun also Sprechsport.

Was soll das: Sprechen kann doch wohl jeder?

Aber man täte dieser neugeschaffenen Disziplin Unrecht, denn es geht darum, möglichst schnell zu sprechen. Und vorgegeben sind sogar noch Zungenbrecher voller Fallstricke für Zunge und Gaumen. Dies wird mit einer Stoppuhr gestoppt. Da sind Atmung, Zungenfertigkeit und auch geistige Beweglichkeit gefragt. Zur Kontrolle, ob die Zungenakrobaten auch nicht etwa ein paar Silben unterschlagen haben, wird das Ganze aufgezeichnet und dann langsamer abgespielt.

Was sich anhört wie eine Schnapsidee, ist ein Quell an ästhetischer Freude und es hat auch einen didaktischen Hintergrund. Denn der Initiator dieser Idee, Herr Dr. Georg Winter will damit jungen Menschen die Schönheit der deutschen Sprache näherbringen.
Und so besucht er auch Schulen und begeistert ganze Klassen davon, sich im Schnellsprechen zu üben. Es gibt regelrechte regionale Meisterschaften und die Schüler sind durch die Schulbank Feuer und Flamme. Der Ideengeber wendet auch Grundsätze des Leistungssports auf seine Leidenschaft an und steckt mit seiner Begeisterung spontan jeden an. 
Zuerst hört man aus seinem geübten Mund nur ein Maschinengewitter an Konsonanten.  Aber, wenn er zur Erläuterung denselben Text dann erst langsam und dann noch einmal schnell zum Besten gibt, erkennt man rasch: Da steckt ein Höchstmaß an Können dahinter.

Und er hat seine Kunstfertigkeit schon bei "Wetten, daß" als Wettkönig und bei einem Wettstreit mit Samy De Luxe unter Beweis gestellt (und diesen professionellen Sänger geschlagen).
In seiner Jungend von einem Lispeln geplagt, beschäftigte er sich von Kindesbeinen an mit der Artikulation von Sprache und hat sie zur Perfektion getrieben. So möchte man sprechen können. Und spielerisch werden sprechfaule und passiv Fernsehen und Computerspiele konsumierende Jugendliche angesteckt, sich auch aktiv mit ihrer Muttersprache zu beschäftigen. 
Vom allseits beliebten Rap zur schnellstmöglichen Rezitation eines Gedichtes ist es da nur ein kleiner Schritt.

Und wer den Hamburger Silbenkünstler je in Echtzeit miterleben durfte, der wird dies nicht so schnell vergessen.

Wer weiß, vielleicht wird aus diesem Nischensport noch eine richtiggehende Bewegung, bei der es auch eine Bundesliga und Deutsche Meisterschaften geben wird.
Zugunsten der leider viel zu oft vernachlässigten deutschen Sprache wäre dies zu wünschen. 
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