Anläßlich des Jubiläums sprießen derzeit wieder die Biographien in den Medien über einen der berühmtesten Hitler-Attentäter. Zum Teil wird ein differenziertes Bild von einem begeisterten Soldaten und anfänglichen Hitler-Anhänger gezeichnet, der im weiteren Verlauf der immer verzweifelter werdenden Kriegslage zum erbitterten Gegner des Regimes wurde.
Die Geschichte ist bekannt und wird auch vor dem Hintergrund der neuesten Verfilmung der Operation Walküre gerne als Beweis für das andere, das anständige Deutschland bemüht, auch im Ausland, das gegenüber Deutschland oftmals noch Ressentiments hegt.

Auf unzählige, andere Attentatsversuche auch von Einzeltätern, etwa Herrn Georg Elser, sollte auch hingewiesen werden.

Dennoch wird ein Punkt kaum beleuchtet: Was wäre eigentlich gewesen, wäre sowohl das Attentat des Edelmanns, als auch der weitere Plan der Attentäter geglückt, die Macht an sich zu reißen? Sicher wäre das das Ende der Diktatur der Nationalsozialisten gewesen und auch deutlich mehr Menschen mosaischen Glaubens, Kriegsgefangene und auch sonstige Opfer hätten dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte überlebt, millionenfach. 
Auch hätte die Chance bestanden, die sinnlosen, unseligen Krieg früher zu beenden.

Aus humanitärer Sicht ist das jedenfalls ein ehrenwerter Zug und moralisch hoch zu bewerten.

Allerdings hatten die Attentäter nicht vor, eine moderne Demokratie zu errichten. Das heutige Deutschland wäre, so deutlich muß man es wohl sagen, nicht denkbar. Vielmehr schwebte den Attentätern eine rückwärts gerichtete Staatsform vor, bei der das Militär eine herausragende Rolle gespielt und ausdrücklich auch die von ihnen selbst als Eliten gesehene Gesellschaftsschichten das Sagen gehabt hätten. 
Eine Demokratie heutiger Prägung war nicht vorgesehen.

Deutschland wäre eine Oligarchie und wohl auf geraume Zeit, wenn überhaupt, keine Demokratie geworden. Die Struktur des angestrebten Staates wäre dem Kaiserreich näher gestanden als der heutigen Bundesrepublik. Ohne die Wirtschaftshilfe durch die Vereinigten Staaten wäre Westdeutschland auch nicht zu der uns heute selbstverständlich erscheinenden Blüte herangereift. Dies verdankt man dem kalten Krieg, der das geteilte Deutschland als Symbol für den Wettstreit der Systeme behandelte. Ob es zu einem späteren Zusammenschluß zur heutigen Europäischen Union gekommen wäre, erscheint ebenfalls mehr als fraglich. Mit einem national geprägten Deutschland wären weder Frankreich noch England zu vertrauensvollen Allianzen bereit gewesen.

Aus heutiger Sicht war der verlorene Krieg insofern dem zynischen Sprichwort nach der Vater der Dinge, wie sie sich nach der despotischen Herrschaft der Nazis entwickelt haben.
Ob dieser Weg mit einem geglückten Putsch durch Graf von Stauffenberg und seine Mitstreiter ebenfalls so positiv gewesen wäre, ist zweifelhaft.

Jeder aufrechte und ethisch integere Mensch wünschte dennoch, Graf von Stauffenberg wäre nicht gescheitert. 
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