Es ist erfrischend, Menschen zu treffen, die gradlinig sind. Die nicht kompliziert sind und weder zynisch, noch in sich widersprüchlich. Allerdings sind sie nicht das Salz in der Suppe. Denn wenn alle Menschen nur gerade wären, liefe das Leben ohne Höhen und Tiefen immer nur ungehindert vor sich hin. Es bräche sich nicht an Ecken und Kanten, würde sich nirgendwo verzwirbeln und verwirbeln. Man würde essen und schlafen, trinken und arbeiten. Jeder würde das Sagen, was notwendig ist, aber auch nicht mehr. Und man könnte alles, was gesagt wird, für bare Münze nehmen.
Das hat sicher Vorteile, würde vieles einfacher machen.

Das wäre aber sicher auch tödlich langweilig.

Es gäbe keine Kunst, denn sie ist weder eindeutig in der Aussage, noch notwendig zum unmittelbaren Überleben. Es gäbe auch keine Ränkespiele um die Liebe, denn jeder würde seine Vorlieben schlicht äußern und wenn sie zusammenpassen, findet man zusammen. Und es würde sich nie etwas verändern, warum auch, wenn alles so ruhig in geordneten Bahne verläuft.
Wollte man in einer solchen Welt leben?

Daß sie nicht so ist, die Welt, in der wir leben,  verdanken wir denen, die auch mal quer zur Fahrtrichtung stehen. Die auch mal Sand ins Getriebe schütten, die sich auch einmal gegen etwas scheinbar Selbstverständliches stellen. Sie bringen die Menschheit voran, sind nicht immer mit dem zufrieden, wie es ist, sondern stemmen sich auch einmal gegen alle Widerstände. Sie ecken auch einmal an, sind nicht stromlinienförmig und reiben sich an der grauen Masse. 
Quertreiber machen Schwierigkeiten, grenzen sich ab und werden ausgegrenzt.

Aber sie machen das Leben erst bunt und vielfältig.

Sie schwimmen nicht mit dem Strom, sondern suchen sich ihren eigenen Weg, entdecken dabei neue Wege, die sich auch anderen erschließen. Sie werden als Spinner verunglimpft, als andersartig apostrophiert, als jemand, vor dem man sich hüten sollte. Rebellen werden selten von den Zeitgenossen geliebt.
Mehr dagegen von den Nachfahren.

Zu Lebzeiten werden die unbequemen Querulanten eher gemieden, erst die Nachwelt baut ihnen Denkmäler.

Nicht immer. Denn man kann auch Quertreiber sein ohne Ziel, ohne Eingebung und vor allem ohne Verstand. Vielfach ist kaum unterscheidbar, ob es sich um weltvergessene Genies handelt oder doch nur um verwirrte, schwarze Schäfchen.
Das weiß von den übrigen Menschen niemand.
Auch das wissen erst die kommenden Generationen.

Aber die kann man nicht fragen. 
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