Über kaum ein Thema ist so viel gesagt und geschrieben worden wie über den (angeblichen) Kampf der Geschlechter. Es klingt, als seinen Männer und Frauen Gegner, die sich ausschließlich bekämpfen.
Dabei sind sie aufeinander angewiesen.

Für die Arterhaltung des Menschen ist eine Symbiose der Geschlechter offensichtlich unabdingbar.

So suchen nahezu alle Menschen nach der Liebe ihres Lebens, also - von den Minderheiten der gleichgeschlechtlich Orientierten einmal abgesehen - nach einem Partner für das Leben. Wieso sich ein Mensch, mit dem man alles teilt, vor allem aber auch die meiste Zeit seines Lebens verbringt, sich aus einem Pool an Gegnern rekrutieren sollte, bleibt schleierhaft.
Es fragt sich, ob dieses ganze Gerede über den Kampf der Geschlechter nur herbeigeredet ist.

Wobei möglicherweise tatsächlich Probleme auftreten zwischen Partnern.

Allerdings treten überall dort, wo Menschen sozial miteinander agieren, Probleme auf. So zwischen Arbeitskollegen, Freunden, Verwandten und Bekannten. Und das völlig unabhängig vom Geschlecht. Die Familie etwa zeige man mir, in der es nicht ständig kracht. Es ist auch nachvollziehbar, daß zwischen Personen, die buchstäblich alles miteinander teilen, die Nähe, aber auch die Finanzen, die daraus resultierenden Konflikte deutlich größer sind als zwischen Menschen, die sich nur partiell sehen und einander leichter ausweichen können. Paare aber, die zusammen leben, haben weniger Rückzugsmöglichkeiten. Sie sitzen sich näher auf der Pelle und können oft schon räumlich kaum Abstand halten. Auch sind sie öfter gegenseitige Ansprechpartner, bei denen man sich ausweinen kann. Wenn nun im Verhältnis seines Partners Streitigkeiten auftreten, fehlt die Anlaufstelle, um Dritten sein Herz zu öffnen.
Und irgendwann kommen die aufgestauten Konflikte ans Tageslicht, möglicherweise an unpassender Stelle: Am Stammtisch oder am Arbeitsplatz. Und dieser Gemeinplatz trifft oft auf nahrhaften Boden, wenn man jemanden gegenüber hat, der auch nicht weiß, wohin mit seiner Wut.

Vielleicht zieht das den Ruf nach sich, Frauen und Männer könnten nicht miteinander.

Wenn man aber in der Geborgenheit einer stabilen Beziehung lebt, kann man nicht bestätigen, daß Männer und Frauen so unterschiedlich sind. Insbesondere, wenn man auf einer Wellenlänge schwebt, kann es kaum ein Wesen geben, das einem noch näher kommt. Wenn einem an Menschen und Situationen dasselbe auffällt, wenn man dasselbe will und harmonisch zusammenlebt, dann ist nicht ohne weiteres nachvollziehbar, warum es am Geschlecht liegen sollte, daß manche Männer manche Frauen nicht verstehen und umgekehrt. So gibt es Frauen, die sich nicht für Schuhe und Männer, die sich nicht für Fußball, Bier und Autos interessieren. Nicht alle Frauen sind zickig und nicht alle Männer ignorant. So manche Frau ist mathematisch begabt, so mancher Mann kann zuhören.
Vielleicht ist dieser Ruf vor allem auf Menschen begründet, die nicht in einer glücklichen Beziehung leben.

Oder sogar in einer nicht glücklichen Beziehung leben, aus dieser aber nicht auszubrechen wagen. Und die nun, statt an der Beziehung zu arbeiten, auf die Frauen (oder Männer) als solche schimpfen. Es ist immer leichter, den Fehler in der Konstruktion zu suchen (wenn man die Sache nicht selbst konzipiert hat), als in der Anwendung, weil man sich dann eigenes Unvermögen eingestehen müßte. So müssen alle Frauen (oder Männer) stellvertretend für die eigene Misere mit dem Gefährten herhalten. Unvorstellbar, daß es die Frau oder den Mann in ihrer Gesamtheit nicht gibt.
Es sind alles Individuen, keine homogenen Massen.

Als ob sich alle Männer und alle Frauen untereinander einig wären.

Vermutlich kann man durchaus Verhaltensweisen, die oft auftreten, bündeln. Aber wenn einem bestimmte Eigenschaften nicht gefallen, sollte man sich einen Partner suchen, der diese Charakterzüge nicht hat. Es gibt so viele, verschiedene Menschen, da sollte doch für jeden jemand dabei sein, der einem (oder einer) gefällt und zu ihm (oder ihr) paßt.
Und wer sich jemanden erwählt, der nicht zu ihm paßt, der sollte nicht auf die Frauen (oder Männer) schimpfen, sondern an dieser Beziehung oder an sich arbeiten.

Oder die Beziehung ganz beenden.

Schimpfen auf alles und alle war noch nie ein probates Mittel zur Daseinsbewältigung. Nun gut, es kann in Einzelfällen helfen, sich Luft zu machen.
Aber es sollte einem nicht die Luft zu atmen nehmen. 

Undifferenzierte Betrachtungsweise war noch nie heilsam als Mittel zur Lösung von Problemen. 
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